Hirnhautentzündung
Die Hirnhäute (Meningen) sind bindegewebige Hüllen, die Gehirn und Rückenmark umschließen. Die Entzündung dieser Strukturen durch Erreger unterschiedlicher Gruppen (Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten) wird als Hirnhautentzündung (Meningitis) bezeichnet. Die Ansteckung erfolgt auf verschiedenen Wegen:
- Tröpfcheninfektion. Die Erreger siedeln sich in den Schleimhäuten des Nasenrachenraums an und können mit dem Blutstrom bis zu den Hirnhäuten und dem Gehirn gelangen.
- Bei bestehenden Erkrankungen, z.B. Mittelohrentzündung.
- Nach Infektionserkrankungen wie Windpocken, Röteln und Masern.
- Direkt über eine offene Verbindung zwischen Gehirn und Außenwelt (z.B. offenes Schädel-Hirn-Trauma nach Unfall).
Hirnhautentzündungen können akut oder chronisch auftreten. Der Verlauf bakterieller Hirnhautentzündungen ist oft schwer und kann tödlich enden, falls keine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika erfolgt. Virale Hirnhautentzündungen verursachen in der Regel weniger bedrohliche Beschwerden und können in vielen Fällen komplikationslos wieder abklingen. Eine Ausnahme stellt jedoch die schwere Infektion mit Herpes simplex-Viren dar.
Zu Beginn der Erkrankung können grippeähnliche Beschwerden auftreten wie Schwächegefühl und Fieber. Kurz darauf kommen hohes Fieber und starke Kopfschmerzen hinzu. Im fortgeschrittenen Stadium entwickelt sich eine ausgeprägte Nackensteifigkeit. Außerdem können Übelkeit, Erbrechen, Unruhe, Benommenheit, Bewusstlosigkeit und gelegentlich Krampfanfälle auftreten.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 5.000 bis 10.000 Menschen an einer Hirnhautentzündung. Menschen mit einem schwachen Immunsystem sind am häufigsten betroffen, z.B. Babys, Kleinkinder sowie ältere und kranke Menschen. Die meisten bakteriellen Meningitiden betreffen Kinder und Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr; innerhalb der ersten drei Lebensjahre ist das Risiko besonders hoch. Häufig werden bakterielle Hirnhautentzündungen durch Meningokokken ausgelöst – diese Fälle müssen stets dem Gesundheitsamt gemeldet werden.
Häufigste Ursachen
Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann eine Infektion mit bestimmten Erregern zu einer Hirnhautentzündung führen. Dazu zählen:
- Bakterien, z.B. Meningokokken, Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Streptokokken
- Viren, z.B. Erreger der Herpes simplex-Infektion oder Frühsommermeningoenzephalitis (FSME)
- Pilze (z.B. Kryptokokkus)
Nichtinfektiöse Ursachen
- Hirntumor
- Systemerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Leukämie
Was Sie tun können
- Beim geringsten Verdacht auf eine Hirnhautentzündung unverzüglich den Arzt aufsuchen!
Wann Sie zum Arzt müssen
Bei folgenden, gemeinsam auftretenden Beschwerden:
- Hohes Fieber
- Starke Kopf- und Nackenschmerzen
- Steifer Nacken (Liegeposition: Kopf kann nicht zum angewinkelten Knie bewegt werden!)
- Übelkeit mit Erbrechen
- Reizüberempfindlichkeit (Lichtscheu, Empfindlichkeit gegen Geräusche und Berührung)
- Schwächegefühl
Die Anzeichen einer Hirnhautentzündung lassen sich bei Säuglingen und Kleinkindern schwerer deuten. Beachten Sie daher folgende Warnzeichen:
- Fieber ohne erkennbare Ursache
- Überempfindlichkeit auf Berührung
- Bauchschmerzen
- Schläfrigkeit
- Schrilles Schreien
- Krämpfe
Wenn die genannten Beschwerden auftreten, müssen Sie unverzüglich Ihren Arzt aufsuchen, da ein frühzeitiger Behandlungsbeginn für den Krankheitsverlauf entscheidend ist!
Was Ihr Arzt tun kann
- Überprüfung von zwei weiteren Zeichen, die auf eine Hirnhautentzündung hindeuten können:
- Der Erkrankte zieht reflexartig die Beine an, wenn sein Kopf in Richtung Brust gedrückt wird (Brudzinski-Zeichen).
- Der Erkrankte gibt starke Schmerzen an, wenn der Arzt versucht, dessen Knie bei gebeugtem Hüftgelenk durchzustrecken (Kernig-Zeichen).
- Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit, um die Erregergruppe zu bestimmen.
- Einleitung der Behandlung, z.B. Antibiotika bei bakteriellen Hirnhautentzündungen.
- Bei Verdacht auf eine Infektion mit Meningokokken wird der Patient sofort ins Krankenhaus eingeliefert. Kinder mit einer Meningokokken-Meningitis werden intensivmedizinisch überwacht. Wegen hoher Ansteckungsgefahr ist oft eine Isolierung erforderlich.
Vorbeugung
- Bei Meningokokken-Infektionen Information und vorbeugende Behandlung der engen Kontaktpersonen von Erkrankten (Familienangehörige, Partner, Spielfreunde), um eine Ausweitung der Infektion zu vermeiden.
- Schutzimpfungen gegen einige Erreger werden empfohlen für:
- Kinder
- Menschen mit schwacher Immunabwehr
- Reisende in bestimmte Gebiete, in denen diese Art von Infektionen häufig vorkommt, z.B. die durch den Zeckenbiss hervorgerufene Frühsommermeningoenzephalitis (FSME)